Die Albino-Vorschau für Herbst 2022 ist da 19. Mai 2022 – Posted in: Aktuelles – Tags: , , , , , , ,

Hier kommt unser Verlagsprogramm für den Herbst 2022. Wir reisen mit Rakel Haslund-Gjerrild und Adam im Paradies durch die Zeit, folgen mit Selamlik-Autor Khaled Alesmael und Ein Tor zum Meer den verworrenen Lebenswegen schwuler Männer aus dem arabischen Raum und tauchen mit Holger Brüns und Felix in die autonome Szene der BRD in den Achtziger Jahren ein.

Rakel Haslund-Gjerrild: ADAM IM PARADIES
In ihrem Roman Adam im Paradies lässt Autorin Rakel Haslund-Gjerrild den dänischen Meistermaler Kristian Zahrtmann als Ich-Erzähler auftreten. In neun Kapiteln – allesamt nach Werktiteln aus Zahrtmanns Oeuvre benannt – zeichnet die Autorin in einer betörenden, kontemplativ-sinnlichen Sprache ein Porträt des Künstlers, das sowohl seiner lächelnden Wehmut als auch seinem feinen Humor Ausdruck verleiht. Die Erzählung wird durchbrochen von historischen Dokumenten über die Sittlichkeitsprozesse der Jahre 1906/07, als in Dänemark Homosexuelle verfolgt und einige (darunter der Schriftsteller Herman Bang) aus dem Land vertrieben wurden – ein ebenso subtiler wie genialer Kunstgriff, um Zahrtmanns nie eingestandene Homosexualität zu spiegeln, der aber nie das Sprachkunstwerk in den Hintergrund drängt, das Signatur und emotionaler Motor des Romans ist.

Khaled Alesmael: EIN TOR ZUM MEER
Nachdem Khaled Alesmael im Roman Selamlik seine eigenen Fluchterfahrungen verarbeitete, lässt er in seinem neuen Buch Ein Tor zum Meer zehn queere Menschen zu Wort kommen, die Ähnliches erlebt haben wie er selbst. Basierend auf Gesprächen und Korrespondenzen mit Geflüchteten aus verschiedenen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens erzählt er von Biografien, die die physische und psychische Gewalt verdeutlichen, denen schwule Männer im arabischen Raum ausgesetzt sind. Die Protagonisten erzählen von Scheinehen, sexuellem Missbrauch, Polizeigewalt und Tötungen in ihren Heimatländern, aber auch vom Ringen um eine neue Identität im Exil.
Der multiperspektivische Ansatz setzt sich in unterschiedlichen Textformen fort. Neben Prosa-Passagen bindet Alesmael Chat-Verläufe, Briefe und klassische Interview-Sequenzen in die Geschichten ein. Die Motivation des Projekts erklärt er im Epilog in Anlehnung an Martin Luther King so: »Die Homosexuellen an einem Ort sind verantwortlich für die Befreiung der Homosexuellen an jedem anderen.«

Holger Brüns: FELIX
Holger Brüns’ Roman Felix erzählt in knapper und präziser Sprache von einer Liebe, die mit hehren Idealen beginnt, aber an einer großen Lüge scheitert. Im Göttingen des Jahres 1984 verliebt sich der Anfang Zwanzig jährige Tom in Felix. Der hat Häuser besetzt, wohnt in einer autonomen Hausgemeinschaft und ist mit Katja zusammen. Sie beginnen eine Beziehung, die auf die Probe gestellt wird, als Felix positiv auf HIV getestet wird.
Indem Brüns den Zeitgeist der BRD der Achtziger Jahre heraufbeschwört, verdeutlicht er dessen Aktualität: Hausbesetzungen, Anti-AKW-Aktionen, Hamburger Kessel und die Anfänge der Aids-Krise werden zur Folie für aktuelle Wohnraum-Debatten, Fridays for Future, G20 und die Covid-Pandemie. Felix ist ein kämpferischer Roman über die immerwährende Frage, wie wir zusammenleben und trotzdem frei sein können – als Individuen, als Paar, als Gesellschaft.


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