Neu: Das Albino-Programm fürs Frühjahr 2023 26. Dezember 2022 – Posted in: Aktuelles – Tags: Can Mayaoglu, David Santos Donaldson, Grönland, Lars Werner, Nadia, Zwischen den Dörfern auf hundert
Hier kommt unser Verlagsprogramm fürs Frühjahr 2023. Wir wandeln mit Can Mayaoglu und Nadia auf den Spuren der Geschichte dreier Schwestern und eines großen Verlusts, feiern mit Lars Werner und Zwischen den Dörfern auf hundert den Punk im Dresden nach der Jahrtausendwende und entdecken mit David Santos Donaldson und Grönland die Schriftstellerlegende E. M. Forster neu.
Can Mayaoglu: NADIA
In Nadia erzählt Can Mayaoglu in energischer, zeitgemäßer Sprache über das Weiterleben nach dem Knacks. Ihre Titelheldin kreist mal trotzig, mal verzweifelt um die zwei großen Leerstellen ihres Lebens: Das spurlose Verschwinden ihrer jüngeren Schwester Dilhan und die Trennung von ihrer großen Liebe Rahel. Zwar schafft Nadia es, den Verlust Dilhans zu einem in aller Welt gefeierten Ausstellungsprojekt zu verarbeiten, doch der Trost, den das Publikum in dem interaktiven Kunstwerk findet, kommt bei der Künstlerin selbst nicht an. Ihr innerer Aufruhr bleibt, der Jetset im Zeichen der Kunst ist mehr Flucht als Therapie. Als sie die Installation erstmals in ihrer Heimatstadt Hamburg präsentieren soll, zählt Nadia darauf, dass ihre jahrelang eingeübten Schutz- und Fluchtmechanismen sie auch diesmal vor aufrüttelnden Konfrontationen bewahren. Doch hier, wo die Traumata ihren Ursprung haben, sind die Erinnerungen an Dilhan und Rahel stärker als die Verdrängung.
Eine Vielzahl an literarischen Verweisen von Shakespeare über Proust bis Willemsen und eine „Playlist“ aus Song-Zitaten, die die Kapiteltitel bilden machen Nadia zu einem Romandebüt mit einem ganz eigenen Sound.
Lars Werner: ZWISCHEN DEN DÖRFERN AUF HUNDERT
Nach seinen Theatererfolgen Weißer Raum und Deutsche Feiern legt Lars Werner mit Zwischen den Dörfern auf hundert seinen ersten Roman vor.
Dresden, Sommer 2006. Während Deutschland im Zuge der Fußball-WM eine neue Arglosigkeit im Um- gang mit nationalen Symbolen entwickelt, sind Benny, seine beste Freundin Maren und ihre Clique auf „Anti-Schland“-Kurs. Weil sie wissen, wohin Patriotismus führen kann. Und weil sie Punks sind. Bei Pogo-Partys im Jugendzentrum Rosaluchs, Straßenschlachten mit der Polizei und Kollisionen mit Neonazi-Banden erleben sie das Erwachsenwerden im Schleudergang. Und dann ist da noch dieser komische Kuss mit seinem Kumpel Arne, der Benny deutlich mehr beschäftigt als ihm lieb ist.
Hellsichtig und humorvoll zeichnet Lars Werner das Porträt einer ostdeutschen Jugend, die den DDR-Sozialismus nur noch aus Erzählungen kennt, dem nachfolgenden Erstarken des Neonazismus dagegen täglich ausgesetzt ist. So ist dieses Debüt nicht nur eine ambivalente literarische Liebeserklärung an Dresden und sein Umland, sondern auch ein lakonischer Kommentar auf die Zerrissenheit der deutschen Gesellschaft.
David Santos Donaldson: GRÖNLAND
Drei Kontinente, zwei Epochen, eine Sprache: David Santos Donaldsons Roman Grönland beleuchtet den Traum von der Assimilation in einer weiß dominierten Mehrheitsgesellschaft, die Fallstricke und Missverständnisse in interkulturellen Beziehungen und spürt außerdem dem Erbe des Schriftstellergiganten E. M. Forster nach.
Der junge Autor Kip Starling hat sich mit einer Pistole und einem Langzeitvorrat Mineralwasser im Keller seines Hauses in Brooklyn verbarrikadiert, um seinen ersten Roman zu vollenden – ein ambitioniertes Werk über das Schicksal des jungen Ägypters Mohammed el Adl, der von 1917 bis 1922 der Liebhaber des legendären E. M. Forster war. Mohammed erscheint Kip gleichzeitig rätselhaft und vertraut. Sie sind beide schwarz und queer, sie führen beide prägende Beziehungen zu weißen Männern, sie sind jeder auf seine Weise mit Vorurteilen, Rassismus und Homophobie konfrontiert. Während Kip sich wie im Rausch in die Arbeit stürzt, beginnen die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu verschwimmen. Mohammed selbst beginnt zu Kip zu sprechen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird zu einem Proust’schen Portal in Kips eigene Erinnerungswelt.
Grönland ist nominiert für die Carnegie Medal for Excellence in Fiction 2023.
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